70 Jahre gemeinsam wohnen

Am 13. Mai 2024 feierte die Wohnungsbaugenossenschaft UNION eG ihren 70. Geburtstag. Als älteste Wohnungsbaugenossenschaft in Gera hat die UNION zahlreiche, bewegende Zeiten durchlebt. Im Mittelpunkt stand dabei immer das Wohl der Mitglieder und nicht die Gewinnmaximierung. Dieser genossenschaftliche Gedanke ist heute noch so aktuell wie damals. Nicht umsonst wurde die Genossenschaftsidee 2017 in die repräsentative Liste der UNESCO zum immateriellen Weltkulturerbe aufgenommen.

Am UNION-Geburtstag lud der Vorstand seine Vertreter und den Aufsichtsrat ein, um gebührend und miteinander zu feiern. Dafür stand eine Rundfahrt mit zwei Historischen Straßenbahnen durch Gera auf dem Plan. Eine der zwei Bahnen war der Wagen Nr. 29. Er ist mit dem Baujahr 1905 die älteste Straßenbahn in Gera und wurde erst kürzlich mit finanziellen Mitteln der Wohnungsbaugenossenschaft umfangreich saniert. Nach der Rundfahrt wurde dann in der Begegnungsstätte „21“ mit Sekt angestoßen und eine leckere Geburtstagstorte vertilgt.

 
An dieser Stelle werden die letzten 70 Jahre noch einmal Revue passiert, um zu zeigen, wie Genossenschaft immer(noch) gehen kann.    

50er Jahre
Am 13. Mai 1954 gründen 32 Wohnungssuchende aus neun Geraer Betrieben die erste Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft (AWG) mit dem Namen „Union“.
Das erste Richtfest der AWG „Union“ wird am 21. Dezember 1954 in der Gagarinstraße 65-67 gefeiert. Die Genossenschaft zählt Ende 1954 bereits 125 Mitglieder.
Dem ersten Vorstand gehören neben dem Vorsitzenden Herrn Körner (Werkzeugmaschinenfabrik Union, zugleich Namensgeber der Genossenschaft), dessen Stellvertreter Herr Neufurth (Kondensatorenwerk) sowie Gerhardt Richter (Bahnbetriebswerk / Finanzverantwortlicher) an. Weitere Trägerbetriebe waren:
Textima, Elektromotorenwerk, Bohrmaschinenwerk, Roto Record, Kraftfahrzeugzubehörwerk und Textilbedarf Gera. Auf der ersten Vollversammlung der AWG eine Woche nach Gründung wird das Statut beschlossen und der Vorstand bestätigt.

Das erste Richtfest der AWG „Union“ wird am 21. Dezember 1954 in der Gagarinstraße 65-67 (damals noch Agnesstraße) gefeiert. Die Genossenschaft zählt Ende 1954 bereits 125 Mitglieder.

Mit den Gründungsmitgliedern und einem Geschäftsraum auf dem ausgebauten Dachboden der WEMA Union (viertes und fünftes Bogenfenster von links), mit Schaufeln und Schubkarre, spärlichem Eigenkapital aber viel Idealismus und Gemeinschaftssinn ging man 1954 die akuten Wohnungsprobleme an. Nach Feierabend, am Wochenende und im Urlaub wurde gebaut. Die Trägerbetrieben halfen, wo sie konnten. Gebaut wurde Stein auf Stein. Wer die meisten Stunden geschafft hatte, zog als erster ein. Beim Bau „ihres“ Hauses bildeten sich echte Hausgemeinschaften, die zum Teil noch heute bestehen.  

Es folgten 1955 mit der Liselotte-Hermann-Straße 38-64, Schenkendorfstraße 9-17 und Eiselstraße 46-56 weitere Bauvorhaben der AWG. Am 17. Dezember 1955 werden die ersten 16 Wohnungen in der Gagarinstraße bezogen.

60er Jahre
Mit Beginn der 60er Jahre setzte mit der Plattenbauweise die Industrialisierung im Wohnungsbau ein und damit wuchs auch das staatliche Reglement. Die Eigenleistungen wurden zunehmend in Betrieben oder öffentlichen Einrichtungen erbracht, die dann der AWG als Lohnanteile auszahlten.

70er Jahre
Ab Mitte der 70er Jahre entstand in Gera das Neubaugebiet Lusan. Damit bekam die AWG 1974 die ersten 156 Wohneinheiten in diesem Stadtteil zugewiesen. 1978 wurde die Beethovenstraße 9 zum neuen Geschäftsgebäude der AWG.

80er Jahre
Mangel an Material und Kapazitäten führten im Laufe der 70er und noch bis zur Wende 1989 zu Problemen bei Reparaturen und Werterhaltung im Bestand. Mit dem 1990 in Kraft getretenen Genossenschaftsgesetz bestand auch wieder die Selbstbestimmung. Aus der AWG „Union“ wurde die Wohnungsbaugenossenschaft UNION eG, die zum damaligen Zeitpunkt über 104 Objekte mit insgesamt 3544 Wohneinheiten verfügte.

90er Jahre
Die darauffolgenden Jahre standen bei der UNION im Zeichen der komplexen bzw. Teilmodernisierung. 1997 zog die Geschäftsstelle an den jetzigen Firmensitz in der Schenkendorfstraße 28. 1998 begannen die Baumaßnahmen für die zum damaligen Zeitpunkt erste und einzige Servicewohnanlage Geras in der Schenkendorfstraße 19. Bis 2002 wurde diese Servicewohnanlage noch um das Gebäude der Schenkendorfstraße 21 und der darin integrierten Begegnungsstätte erweitert.

Ab 2000
Mit der Komplexsanierung der Karl-Wetzel-Straße 2-4 wurde 2001 eine zweite Begegnungsstätte eröffnet und eine weitere neue Service-Leistung der UNION realisiert: die Concierge-Betreuung.  

2006 vergrößerte die UNION die Servicewohnanlage der Schenkendorfstraße um das Haus Nr. 23. Ebenfalls 2006 startete die UNION in Lusan das große Gemeinschaftsvorhaben „Birkenpark“ gemeinsam mit den Geraer Wohnungs(bau)genossenschaften Neuer Weg und Glück Auf. Im August 2011 eröffnete die UNION im selben Stadtteil die Bewegungswelt UNIONpark.

2014 wurde die Begegnungsstätte in der Karl-Wetzel-Straße 2-4 umfangreich renoviert und erhielt den Namen „Karli zwei“.
Im Juni 2016 fanden in der Begegnungsstätte der Schenkendorfstraße 21 nach 15 Jahren umfangreiche Renovierungsarbeiten statt. Bei der Wiedereröffnung erhielt das Objekt den Namen „einundzwanzig“.

Von 2018 bis Frühjahr 2020 erfolgte ein großes Sanierungsprojekt in der Rudolstädter Straße 13-23. Hierbei wurden insgesamt 45 Wohnungen umfangreich modernisiert und barrierefrei umgebaut.

Seit vier Jahren lässt die UNION sukzessive in ihrem Bestand Aufzüge anbauen. So konnten in dieser Zeit bereits fünf neue Aufzüge an der Karl-Wetzel-Straße 18-26, fünf an der Karl-Wetzel-Str. 28-36 und 12 an der Kretschmerstraße 1-23 in Betrieb gehen und damit den Ansprüchen der immer älter werdenden Geraer Bevölkerung gerecht werden.